Bericht von der Baustellenbesichtigung des FAIR-Beschleuniger
Aus der Veranstaltungsreihe: „Frauen verstehen Wissenschaft und Forschung“
Am 19. April 2024 kurz vor 10 Uhr trafen sich zehn neugierige und engagierte Frauen, um einen Blick hinter die Kulissen eines der größten und ambitioniertesten Forschungsprojekte Europas zu werfen: den FAIR-Beschleuniger am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt-Wixhausen. Unter der Leitung unserer Mitfrau Simone Schwarz betraten wir eine Welt, die oft männlich dominiert ist – die Welt der Spitzenforschung in der Physik.
Die Anreise zum GSI verlief trotz des Regenwetters reibungslos per Fahrgemeinschaften oder auch Dank der ausgezeichneten Bus-Verbindung, fast bis vor das Tor des Forschungszentrums.
Simone, eine erfahrene Konstrukteurin bei GSI, führte uns durch die Baustelle des FAIR-Beschleunigers – zusammen mit ihrer Kollegin Dr. Christina Will, die die Gruppe Mechanical Integration leitet und mit dieser die Realität in CAD (Computer Aided Design) abbildet
FAIR, das bedeutet „Facility for Antiproton and Ion Research“ („Anlage für die Forschung mit Antiprotonen und Ionen“), wird eine der fortschrittlichsten Forschungseinrichtungen der Welt sein, wenn sie fertiggestellt ist. Der Beschleuniger soll helfen, die Geheimnisse der Materie zu entschlüsseln. Als wir die lange Metalltreppe in den unterirdischen Bereich hinunterstiegen, wurde uns die gewaltige Dimension des Projekts bewusst. Anita drückt es so aus: „Der Ringbeschleuniger wird etwa 20 Meter unter der Erde liegen, sagt man uns. Ich rechne diese Tiefe in etwa sieben Wohnetagen um und bekomme sie zu spüren, als wir vom ebenerdigen Eingangsbereich über eine kleine Metalltreppe zur unteren Sohle heruntersteigen. Und dann nochmal, denn wir müssen ja auch wieder nach oben.“
Die Teilnahme an solchen Besichtigungen ist besonders wichtig, um Frauen zu ermutigen, sich über technische und naturwissenschaftliche Themen zu informieren und sich zu engagieren – sei es durch im Beruf, in der Forschung oder einfach durch das Stellen kritischer Fragen. So kamen während unserer Führung nicht nur technische Fragen auf, sondern auch Überlegungen zu den ethischen und ökologischen Implikationen solcher Megaprojekte. Manuela beschreibt, dass sie vom Ausmaß der imposanten Baustelle mitten im Wald und der gewaltigen Infrastruktur, die mit dem Bau des FAIR-Beschleunigers verbunden ist, sehr überrascht war. Sie hofft, dass der Aufwand durch weitere wertvolle Erkenntnisse und Erfolge, zum Beispiel für die Anwendung in der Krebstherapie, gerechtfertigt wird.
Es ist wichtig, dass Frauen nicht nur als passive Beobachterinnen, sondern als aktive Gestalterinnen bei wissenschaftlichen Themen und Diskussionen vertreten sind. Die Besichtigung hinterließ tiefe Eindrücke bei allen Teilnehmerinnen. Renate reflektierte: „Ein beeindruckendes, bleibendes Erlebnis — wir auf dem Weg des zukünftigen Beschleunigerstrahles, wenn auch ‚etwas‘ langsamer. Der Strahl ist dann wahrhaftig unvorstellbar viel schneller.“ Diejenige, die wissen möchte, findet unter https://youtu.be/nH4NXrSsqRU weitere Informationen.
Auch Gabi brachte eine kritische Sichtweise ein: „Früher dachte man, die Erde sei eine Scheibe. Heute wissen wir mehr. Aber ob die Zukunft im Ringbeschleuniger liegt?“ Es ist entscheidend, dass wir als Frauen diese Fragen stellen und die Entwicklungen kritisch begleiten. Anita ergänzte humorvoll: „Und als ich höre, dass der Ring nach der Bauphase wieder von Erde und Gras bedeckt werden wird, denke ich mir: Ob wohl in einigen tausend Jahren auch ein Team von Archäologinnen kommen wird, um ihn auszugraben wie die Grotten von Longyou, um dann zu sagen: Beeindruckend, aber – wozu haben unsere Vorfahren denn so eine Höhle gebraucht?“
Die Einblicke in die faszinierende Welt der Wissenschaft geht weiter. Am Freitag, den 6. September 2024, werden wir die kleinere Beschleuniger-Anlage bei GSI besichtigen, die bereits seit einigen Jahren in Betrieb ist. Diese Veranstaltung bietet uns auch die Möglichkeit, mit den Frauenbeauftragten des GSI ins Gespräch zu kommen und auch kritische Fragen zu stellen.
Wir laden euch ein, diese Erfahrung mit uns zu teilen und an zukünftigen Veranstaltungen teilzunehmen. Gemeinsam wollen wir die Neugier und das Engagement von Frauen in Wissenschaft und Forschung weiter stärken!
Simone Danz, FrauenKulturZentrum Darmstadt e.V.