
30 Jahre Frauenzentrum Darmstadt: Ein Jubiläum der besonderen Art
Am 11. Oktober platzte das Frauenzentrum Darmstadt in der Kyritzschule aus allen Nähten. Wir hatten nur 50 Stühle und 50 Sektgläser bereitgestellt, dann kamen aber insgesamt über 80 Frauen zum Jubiläumsfestakt am 11. Oktober 2024 in die Kyritzschule. Auch die Darmstädter Frauenzeitung „Mathilde“, die im Frauenzentrum ihren Redaktionssitz hat, war mit einem Stand vertreten. Es war ein würdiger Auftakt zu den insgesamt 30 „jubilierenden“ Veranstaltungen, die bis zum 30. November stattfinden werden.
Die überwältigende Resonanz zeigt das anhaltende Interesse für den von vielen Ehrenamtlerinnen geschaffenen und belebten Begegnungsort. Bei Sekt und Häppchen gab es einen spannenden Austausch, der das starke Gemeinschaftsgefühl unter den Anwesenden widerspiegelte.
Musikalisch eingeleitet und umrahmt wurde das Ganze von den „2 Grazien” – Ulrike Scherb und Sybille Fändrich-Ruisinger –, die mit ihren humorvollen und zugleich nachdenklichen Texten den Alltag von Frauen treffend in den Mittelpunkt stellten.
Bürgermeisterin und Frauendezernentin Barbara Akdeniz würdigte in ihrem Grußwort einerseits die wichtige Arbeit des Frauenzentrums, betonte aber vor allem auch, dass ein Frauenzentrum auch heute noch unverzichtbar sei – nicht zuletzt aufgrund der politischen Verpflichtungen, wie etwa der Umsetzung der Istanbul-Konvention. Frauen brauchen weiterhin geschützte Räume, um sich auszutauschen und sich für die eigenen Interessen einsetzen zu können. „Denn wenn wir uns nicht selbst um die Themensetzung kümmern, tut es niemand“. Barbara Akdeniz wies auch auf besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen hin, die Frauenrechte nicht nur am rechten Rand bedrohen, und erinnerte an das nach wie vor bestehende Problem der (sexualisierten) Gewalt gegen Frauen. Die Frauenräume müssten stets aufs Neue erkämpft und gegen Widerstand verteidigt werden.
Frauenbeauftragte Edda Feess ging in ihrem Grußwort auf die Anfänge des Frauenbüros in Darmstadt ein und würdigte die Errungenschaften der letzten drei Jahrzehnte.
Die Vorstandsfrauen der beiden Trägervereine, FrauenKulturZentrum e.V. und Kooperation Frauen e.V., dankten insbesondere der Frauendezernentin sowie den Frauenbeauftragten für ihre unverzichtbare und langjährige, stets tatkräftige Unterstützung. Sie betonten, wie wichtig es sei, dass die Anliegen des Frauenzentrums in die politischen Gremien getragen werden.
Mit Stolz blickten die beiden Trägervereine auf 30 Jahre frauenpolitisches Engagement zurück. Der Rückblick durch anwesende Gründungsfrauen, aber auch durch eine Lesung von Barbara Obermüller aus ihrem Gemeinschaftswerk mit Ruth Häntschke und Kirsten Koch-Schäfer „Darmstädterinnen im Aufbruch – Autonome Frauenprojekte der letzten Jahrzehnte” zeigte die schwierigen Anfänge der Gründung.
Es war nicht einfach, die große Vielfalt von Frauen mit unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Bedürfnissen unter einen Hut zu bringen, sehr unterschiedliche Sichtweisen auszuhalten und zu einer heute sehr fruchtbaren Kooperation zu bringen. Das Spektrum ist groß: Autonome, auch lesbische Frauen, Kommunal-Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, professionelle Sozialarbeiterinnen und Hauswirtschafterinnen, Trainerinnen, Migrantinnen aus vielen verschiedenen Teile der Erde, – manche schon lange hier, andere erst kürzlich angekommen –, die ebenfalls das oben genannte Spektrum abbilden.
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war die Ausstellung mit den Ergebnissen eines Fotoworkshops zum Thema „Mütter und Töchter aus verschiedenen Kulturen“. Auch die gezeigten Filme von der Gründung des Frauenzentrums 1994 vermitteln die ansteckende Aufbruchsstimmung und den Willen, trotz der Unterschiedlichkeit (heute sagt frau neumodisch „Intersektionalität“) gemeinsam etwas Großes auf die Beine zu stellen.
Angesichts der heutigen Herausforderungen bleibt das gemeinschaftliche Engagement weiterhin dringend notwendig. Themen wie Rassismus, Sexismus, Gewalt gegen Frauen, Femizide, (Mehrfach-)Benachteiligung von Migrantischen Frauen, Integration, Vielfalt leben (und aushalten), prägen die Arbeit. Dazu gibt es vielfältige Aktivitäten.
Zum Ausklang verwiesen die Vereine auf das bis zum 30. November 2024 laufende Jubiläumsprogramm. https://frauenkulturzentrum-darmstadt.de/30-jaehriges-jubilaeum/
Am Tag der offenen Tür am 9. November 2024 kann jede mal reinschnuppern und das Frauenzentrum und seine Angebote näher kennenlernen.
Besonders ans Herz legen wir allen Frauen das Konzert von Kick La Luna am 1. November um 20 Uhr im Foyer des Frauenzentrums. Mit ihren Songs engagiert sich die Band für Gleichberechtigung und Vielfalt. Ihre Vision einer kulturverbindenden Worldmusic ist ihre Antriebsfeder. Ihre Songs vereinen ein unglaubliches Spektrum musikalischer Einflüsse, stehen für Toleranz und Offenheit, machen Mut, berühren, reißen mit und rütteln auf – verpackt mit einem „Kick“ aus positiver Energie. Konzertkarten (18 Euro) können ab sofort unter mail@frauenkulturzentrum-darmstadt.de vorbestellt werden.
Moniko Greif